Jobshadowing an der Borgarholtsskóli in Island (09. – 15. März 2024)
 

Ein Bericht von Evelina Del Popolo, Assistenz der Schulleitung

Mein Erasmusaufenthalt 2024 startete am Samstag, den 09. März mit einem Flug von Nürnberg über Amsterdam nach Reykjavik. Schon während des Transfers vom ca. 50 km entfernten Flughafen zur Unterkunft in der Innenstadt konnte ich die faszinierende und weite Landschaft Islands bewundern.


Am Abend schlenderte ich bei einem entspannten Spaziergang die Hauptstraße entlang. In dieser befand sich auch meine Unterkunft, was sich als äußerst vorteilhaft herausstellte, da man von dort einen wirklich zentralen Ausgangspunkt für die meisten Aktivitäten hatte. Ich ließ mich von der Atmosphäre treiben und kam an vielen Geschäften, Restaurants und Gebäuden vorbei. Nach dem Abendessen ging es dann zeitig zurück zur Unterkunft, da der folgende Tag bereits sehr früh beginnen sollte.


Am nächsten Morgen startete ich um 7.00 Uhr von meiner Unterkunft zur Hallgrimskirche, die in 10 Minuten gut zu Fuß zu erreichen war. Von dort holte uns ein Kleinbus ab. Wir waren eine nette kleine Gruppe von 6 Teilnehmern aus verschiedenen europäischen Ländern. Es stand eine vielfältige und interessante Tagestour zum Goldenen Circle und der Geheimen Lagune auf dem Programm. Von den historischen Stätten in Þingvellir über den noch mit Schnee bedeckten Wasserfall Gullfoss bis hin zum faszinierenden Geysir Strokkur bot die Tour einen unvergesslichen Einblick in Islands Naturwunder. Der gastfreundliche „typisch“ isländische Guide bastelte noch ein paar Extras, wie einen Stopp bei den Island-Pferden auf einem Gut und einen isländischen Gesangsvortrag bei der Tour mit ein. Der Höhepunkt des Tages war abschließend zweifellos das Baden in dem geothermischen Pool der Geheimen Lagune, welcher von bemoosten Lavafeldern umgeben war. Trotz einer Außentemperatur von 6° C war das Wasser sehr warm und ich konnte die Ruhe in dem wenig besuchten Naturbad genießen.


Am Montag begann mein Besuch an der Borgarholtsskóli mit einer Schulhausführung und Einblicken in die vielfältigen Bildungsmöglichkeiten der Schule. Von Berufsausbildungen in Kfz-Industrietechnik bis hin zu Vorbereitungsprogrammen für den Hochschulzugang bietet die Schule eine breite Palette an Kursen, die auf die Bedürfnisse der Schüler zugeschnitten sind.


Das Gebäude selbst besteht aus zwei Flügeln für die Berufsausbildung, einem dreistöckigen Flügel für akademische Programme und einem dreistöckigen Flügel für die Verwaltung, die Bibliothek und die Kantine. Die Schule nahm ihren Betrieb im Herbst 1996 auf. Damals gab es rund 400 Schüler, und die Zahl der Lehrer und sonstigen Mitarbeiter lag bei rund 40. Seitdem hat sich die Schule durch stetiges Wachstum und Entwicklung weiterentwickelt und steht in verschiedenen Bereichen an der Spitze der Innovation. Heute besuchen über tausend Schüler die Schule und es sind mehr als hundert Mitarbeiter beschäftigt. Es gibt ein breit gefächertes Angebot an Kursen.


Die Grundwerte der Schule sind Gleichheit, Kreativität, Selbstdisziplin, Fortschritt und Freundschaft, die man überall plakativ mit Drucken im Schulgebäude wiederfinden kann.


An diesem ersten Tag nahm ich dann auch noch am Unterricht der Englischklasse teil. Die Schüler in Island sprechen ein sehr gutes Englisch, da diese Sprache doch in vielen Bereichen des täglichen Lebens zum Einsatz kommt.


Am Nachmittag erkundete ich weitere Sehenswürdigkeiten der Stadt Reykjavik bei einem Stadtspaziergang. Den Hafen, die Konzerthalle Harpa, die Skulpturen entlang der Hafenpromenade, die Hallgrimskirche und viele andere Sehenswürdigkeiten der Stadt sollte man sich nicht entgehen lassen.


Am zweiten Tag meines Aufenthalts an der Gastschule standen Genderstudies und Isländisch auf dem Programm. Ich war beeindruckt von der Eigenverantwortlichkeit und dem Engagement der Schüler während des Unterrichts. Aufgrund der Unterrichtsgestaltung konnte man sehr schnell die Erfahrungswerte der Lehrkräfte wahrnehmen.


Der dritte Tag bot erneut die Möglichkeit, die atemberaubende Landschaft Islands und die Freundlichkeit der Isländer bei einer weiteren Tour zu erleben.


Ich entdeckte die faszinierende Halbinsel Snæfellsnes! Ein absolutes Highlight dieser Tour war der Kirkjufell, ein schmaler Berg, der als eines der beliebtesten Wahrzeichen Islands gilt. Berühmt für seine atemberaubende Schönheit und beeindruckende Form ist Kirkjufell nicht nur ein Paradies für Fotografen, sondern auch ein bekannter Drehort für die Serie "Game of Thrones". Die Tour setzte sich entlang der Südküste fort. Vom Wasserfall Kirkjufellsfoss aus führte die Reise weiter zu einem malerischen Dorf, wo sich die kleine schwarze Kirche Búdakirkja auf einem Lavafelsen befinden. Weiter ging es zu einem Fischerdorf, dessen beeindruckende Klippen sich durch glühendes Magma geformt haben. Am Strand von Djúpalónsandur findet sich ein einzigartiger Strand, dessen schwarzer Sand von vulkanischer Aktivität geprägt ist. Er bietet nicht nur eine beeindruckende Kulisse, sondern auch die Möglichkeit Ausschau nach Seehunden zu halten. Aufgrund der doch knappen Zeit hatte ich leider kein Glück die Meeresbewohner zu sichten.

Am vierten Tag konnte ich dann in der Schule weitere drei Klassen besuchen. Beeindruckend fand ich die kreativen Projekte der Schüler der „Erfinderklasse“. Sie wählen sich Themen, welche sie von der Entwicklung, über die Umsetzung bis hin zur Präsentation in den sozialen Medien unter der Anleitung der Klassenlehrerin professionell gestalten. Die kleine Theaterklasse war der Favorit meiner Unterrichtsbesuche. Die Schüler präsentierten kurze Einzeldialoge, um ihr schauspielerisches Können zu zeigen und zum Ende konnte ich an einem Gruppenspiel mit weiteren Gästen aus Norwegen teilnehmen, welches in einem Stuhlkreis aller Beteiligten im Raum stattfand. Der Tag an der Schule endete mit einem erneuten Besuch der Isländischklasse, der mir zeigte, wie viel Kommunikation auch ohne verstehen einer unbekannten Sprache möglich ist. Körpersprache und Tonlagen in der Stimme sind hier sehr hilfreich.


Am Freitag erlebte ich zwei nette Stunden in der Deutschklasse, wo ich den Schülern bei ihren Übungen zum Hörverständnis helfen konnte. Der Tag endete mit einer Vielzahl von Referaten in der Geschichtsklasse. Auch wenn diese wieder in Isländischer Sprache vorgestellt wurden, so war doch aufgrund des Bildmaterials nachvollziehbar, um welche Themen es in den Vorträgen ging.


Nach Schulschluss besuchte ich am späten Nachmittag das Naturkundemuseum Perlan und war beeindruckt von den vielfältigen Ausstellungen über die Polarlichter, Vulkanausbrüche und die Flora und Fauna des Landes.


Meine Reise zum Jobshadowing an die Borgarholtsskóli war eine unvergessliche Erfahrung, die mir nicht nur Einblicke in das isländische Bildungssystem gab, sondern auch die Schönheit und Vielfalt Islands näherbrachte.


Ich bin dankbar für diese bereichernde Erfahrung und hoffe, dass ich den ein oder anderen mit diesem Bericht motivieren konnte, ebenfalls an einer Mobilität teilzunehmen. Erasmus+ bietet sehr viele Möglichkeiten für persönliches und akademisches Wachstum, unabhängig vom Alter. Es ist großartig, wie das Programm Menschen aus verschiedenen Lebensphasen zusammenbringt und dazu ermutigt, voneinander zu lernen. Ich freue mich schon auf die nächste Erfahrung im kommenden Jahr.

“Man muss reisen, um zu lernen.” – Mark Twain